Frühlingsgefühle... Wissenschaftliche Tatsache oder romantischer Mythos?

Blogbeitrag erstellt am
24.11.2020
Eine kurze Überlegung dazu...

Es ist ja eher eine unromantische Ansicht, diese These, die ich vor einigen Tagen in einem Magazin gelesen habe. Laut einer aktuellen Studie ist „Verliebtheit“ genauso wie ein Vollrausch. In beiden Fällen reagiert das Gehirn sehr ähnlich, dafür verantwortlich ist laut den Forschern ein Hormon. Das Liebes-Hormon „Oxytocin“ hat einen ähnlichen Effekt auf unser Verhalten wie Alkohol. In beiden Fällen füllt man sich beschwingter, das Gehirn kommt beispielsweise auch besser mit Ängsten und Hemmungen klar. Auf der anderen Seite fördern beide Zustände aber auch negative Eigenschaften wie zum Beispiel Arroganz. Und Frau/Mann wird auch besitzergreifender.



Soweit so gut (oder schlecht). Der Frühling zieht (langsam) ins Land und ich frage mich, was es denn dann mit den wunderbaren „Frühlingsgefühlen“ auf sich hat?
Was steckt nun wirklich hinter diesen viel zitierten und romantisch-verklärten Gefühlen?

Einfluss der Hormone – nur bedingt.

Einfluss der Hormone – nur bedingt. 
Häufig werden die Hormone für unsere Frühlingsgefühle verantwortlich gemacht. Das ist jedoch nur zum Teil richtig:
Sexualhormone Testosteron und Östrogen: Sie beeinflussen die sexuelle Lust, nicht aber unsere Empfindungen im Frühling. Zwar wird Testosteron beim Mann in den warmen Jahreszeiten vermehrt produziert, hat jedoch keinen Einfluss auf unser Hochgefühl im Frühling. Der Östrogenspiegel unterliegt ebenfalls keinen saisonalen Schwankungen und wird bei vielen Frauen ohnehin von hormonellen Verhütungsmitteln gesteuert.


Das Schlafhormon Melatonin macht müde und wird ausgeschüttet, wenn nur wenig Licht vorhanden ist. Natürlich ist es generell durchaus sinnvoll, langsam schläfrig zu werden, sobald die Sonne untergegangen ist – doch im Winter bleibt der Melatoninspiegel im Blut oft dauerhaft erhöht. Werden die Tage im Frühjahr wieder länger und heller wird weniger Schlafhormon ausgeschüttet, automatisch sind wir wacher und fitter.

Das Glückshormon Serotonin schenkt uns das Gefühl von Gelassenheit und innerer Ruhe. Es wird verstärkt produziert, wenn viel Tageslicht vorhanden ist. Serotonin steigert unser Wohlbefinden, vertreibt schlechte Laune – wir fühlen uns leichter, zufriedener und ausgeglichener.
„Das Glückshormon Serotonin steigt, aber auch Dopamin und Noradrenalin. Man fühlt sich aktiver und wacher. Dieses neue Auferstehen der Aktivität im Frühling wird vom Körper als begrüßenswertes Gefühl aufgefasst“, erläutert Weber, der auch Leiter des Schwerpunktes Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität ist.

 

Frühlingsgefühle – Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

Nicht nur das Auge nimmt den Frühlingsbeginn wahr. Man riecht, hört und fühlt, dass der Frühling einzieht. Wenn die Sonne mit uns um die Wette lächelt, der frische, erdige Geruch des Bodens in die Nase steigt, wenn die Vögel um die Wette zwitschern und alle Wesen der Natur vom Aufbruch singen. Dieser Zauber „erwischt“ und erfrischt auch uns Menschen.



Prof. Dr. Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Hormone & Stoffwechsel, glaubt bei Frühlingsgefühlen vor allem an die emotionale Wirkung: „Zunächst einmal ist es ein psychologischer Faktor. Wenn die Natur erwacht, dann erwacht der Mensch. Wir sind ja ein Teil der Natur. Um es mit Herman Hesse zu sagen: 'Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.' Immer wenn man etwas neu anfängt, macht man es mit Schwung. Und wenn die Blüten rauskommen, fühlt man sich beschwingt. Dann gibt es noch die optischen Reize: Die Menschen gehen nicht mehr verhüllt in dicken Kapuzenmänteln, sondern leichter bekleidet durch die Straßen. Die Männer schauen den Damen in Miniröckchen gerne auf die Beine. Die Frauenwelt blickt auf kräftige Männerarme und den knackigen Po. Im Frühling sieht man wieder helle, kräftige Farben. Das führt alles zu positiven Gefühlen.“

Gerade im Frühling erleben wir nicht nur „Frühlingsgefühle“, sondern wir fühlen uns energiereicher und in einer erfrischenden Aufbruch-Stimmung. Auch der Start von Projekten ist in dieser Zeit besonders gut aufgehoben. Frau & Mann gehen positiver auf Herausforderungen zu, Aufgaben fallen leichter und gelingen besser. Die Symbolik des Neuanfangs im Frühling ist übrigens auch kulturell verankert, denken wir hier beispielsweise an die Auferstehungsgeschichte.

 

Spätfrost als Prüfung.

Auch der Spätfrost gilt als treuer Begleiter des Frühlings.
Für erste, zarte Knospen und die bereits zart erwachte Natur gilt er als harte Prüfung.



Legen wir es auf unser eigenes Leben um, könnte man meinen „Dinge im Aufbruch“ werden noch einmal auf Ihren tatsächlichen Wert überprüft. Sie werden noch einmal hinterfragt. Gerade am Anfang stehende Projekte und Visionen gehören noch einmal konstruktiv hinterfragt und besonders gut gehütet und beschützt.
Beginnende Beziehungen werden auf Ihren tatsächlichen Wert überprüft, denn „Frühlingsgefühle“ alleine sind wohl zu wenig für eine nachhaltige, dauerhafte Beziehung.

So wie wir in dieser Zeit des Spätfrosts in der kultivierten Natur noch einmal Schutz-Vorrichtungen über die Knospen geben, so dürfen wir auch auf gerade beginnende Projekte, frische Visionen und die aufkeimende Liebe gut Acht geben.

Mein persönliches Frühlings-Fazit für die Liebe.

Wie schön und einfach wunderbar ist diese kraftvolle Zeit, die wir so sehnsüchtig erwartet haben. Ein Aufbruch den wir riechen, schmecken, fühlen, hören und spüren können. Und von der wir uns mit allen Sinnen unbedingt anstecken lassen sollten! Ganz individuell und auch in unseren Beziehungen.


Verlieben wir uns frisch, ganz egal ob im ersten oder fünfzigsten Ehe-Jahr.
 Spielen wir gemeinsam ein bisschen verrückt-er und erleben wir zweisame, neue Abenteuer. Lassen wir uns vom Frühling und seinen wunderbaren Energien mit allen Sinnen anstecken!

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