Der heilige Martin und warum wir Gänse servieren

Blogbeitrag erstellt am
11.11.2024
Der Martinstag (oder auch Martini genannt), bringt zahlreiche Bräuche und Sitten mit sich, welche auch heute noch, gerade bei uns im Mühlviertel, gut gepflegt werden...

Vor allem in den Kindergärten und Schulen ist das traditionelle Martinsfest mit den Laternenumzügen ein fixer Punkt im Jahreskalender. Das Fest soll gleichzeitig auch Werte vermitteln, für welche der heilige Martin steht:
Mitgefühl, Solidarität, Mut, Teilen & Hilfsbereitschaft. Heute also aktueller denn je.


Der wohl weitverbreitetste Brauch rund um den heiligen Martin sind wohl die Laternen- oder Martinsumzüge. Meist von Kindergärten, Schulen oder Kirchengemeinden organisiert. Menschen ziehen, bei Einbruch der Dunkelheit, mit selbstgemachten Laternen durch die Straßen und singen Lieder. Doch warum die Laternen an diesem Tag? Hierfür gibt es verschiedenste Erklärungen. So wurde beispielsweise überliefert, dass der Leichnam Martins in einer großen Lichterprozession nach Tours überführt worden sein soll. Als Erinnerung daran entstand später der Gedenktag, an dem Lichter und Laternen angezündet werden. Eine andere Theorie besagt, dass es bis in die Neuzeit auch bei uns üblich war, dass Kinder aus Rüben und Kürbissen Laternen schnitzten, Kerzen hineinstellten und damit umherzogen und um Süßigkeiten oder Gebäck bettelten – wie heute an Halloween auch =)
 

Die heutige Form dieser Umzüge wurde allerdings Ende des 19. Jahrhunderts im Rheinland entwickelt. In vielen Städten und Dörfern entstanden nach und nach Sankt Martins-Vereine, die die beliebten Laternenumzüge organisierten. Zu diesem Fest gehört oft auch ein Martinsspiel mit der Darstellung der Mantelteilung, welches zum zentralen Element des Festes wurde. Zum Abschluss des Martinszug werden Tüten mit Süßigkeiten oder Gebäck an die Kinder verteilt. Vom Rheinland aus hat sich dieser Brauch in ganz Deutschland und dann auch bei uns in Österreich verbreitet. Beliebte Martinslieder wie das Volkslied „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“, „Ich geh mit meiner Laterne“ und „Laterne, Laterne, Sonne, Mond & Sterne“ sind auch von den Umzügen kaum wegzudenken.
 

Es gibt auch Bräuche zum Martinsfest, die nicht direkt in Zusammenhang mit dem Heiligen Martin oder der Mantelteilung verbunden sind. Diese Sitten haben ihren Ursprung im Datum selbst. Der Martinstag wird nicht am Todestag des heiligen Martin gefeiert, sondern am Tag der Beisetzung. Der Todestag wäre der 8. November 397 gewesen.
 

Der 11. November gilt auch als wichtiges Datum im Bauernjahr. Das landwirtschaftliche Wirtschaftsjahr endet, Zinsen und Pachtschulden wurden beglichen, Knechten und Mägden wurde der Lohn ausbezahlt. Traditionell wurde an diesem Tag auch ausgelassen gefeiert. Es wurden Jahrmärkte und Schlachtfeste veranstaltet und die Menschen ließen es sich nochmal so richtig gut gehen. Gleich nach dem 11. November begann die strenge 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten. Also nicht nur vor Ostern wurde gefastet, sondern auch vor Weihnachten und in der Adventszeit. Daraus entstanden einige Traditionen, welche bis heute noch gepflegt werden.
 

 

Und woher kommt denn nun die Martinsgans?

Diese Tradition ging, der Legende nach, auf ein bestimmtes Ereignis im Leben des heiligen Martins zurück. Martin galt als frommer und gütiger Bürger der Stadt Tours und sollte deshalb zum Bischof von Tours ernannt werden. Der bescheidene Martin wollte dieses hohe Amt nicht annehmen und versteckte sich in einem Gänsestall. Die Gänse schnatterten allerdings so laut, dass die Menschen darauf aufmerksam worden und Martin in seinem Versteck fanden. So wurde er dann doch noch zum Bischof von Tours geweiht werden. Diese Legende der verräterischen Gänse diente früher als Erklärung für den traditionellen Gänsebraten. Der Ursprung liegt aber in der bäuerlichen Tradition.

Am 11.11. wurden am traditionellen Zinstag die Schulden auch oft in Naturalien bezahlt. Dazu gehörten oftmals auch Gänse, die zu dieser Zeit schlachtreif waren. Das nahm man zum Anlass, um an diesem Tag die Gänse bei einem Festessen zu verspeisen. Die Tiere mussten so nicht durch den Winter gebracht werden und man konnte sich vor der bevorstehenden Fastenzeit noch einmal richtig satt essen. Heutzutage wird die Martinsgans traditionell mit Blaukraut und Knödel serviert.
 

Was die Bauern sonst noch so über diese Zeit sagten …

Die Bauernregeln sind, gerade bei uns im Mühlviertel, für viele Menschen noch immer wichtige Eckpfeiler wenn’s um Haus, Hof & Garten geht und vor allem, wie sich das Wetter in der nächsten Zeit so verhält =)
Hier noch einige Bauernweisheiten rund um den heiligen Martin:

  • „Hat Martini einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart“
  • „Wenn die Martinsgänse auf dem Eise gehen, muss das Christkind im Schmutze stehn“
  • „Ist Martini klar und rein, bricht der Winter bald herein“
  • „Wenn um Martini Regen fällt, ist’s um den Weizen schlecht bestellt“
     

Denn Glauben an diese uralten „Regeln“ kann man handhaben, wie man will – wir finden dennoch: ein bisschen Wahrheit liegt meistens schon drin! =)

Egal wie das Wetter und der Winter wird – wir wünschen ein wundervolles Martinsfest und viel Genuss beim Ganslessen!

Blog-Beitrag teilen